Die Brachial Romantische Haus Apotheke
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AMOK UND KOMA

Intro
Wer niemals seine Freizeit
An ein Hobby hat verschwendet
Gehört nicht zum Personenkreis
An den dies Lied sich wendet
Hier geht es um nichts weniger
Als abgrundtiefe Leidenschaft
Die himmelhoch uns jauchzen lässt,
Bevor sie uns mit Leiden straft

1 Ort der Handlung eine Siedlung
Dort ein Zweifamilienhaus
Drin zwei Sippen, die sich hassen
Tag und Nacht, jahrein jahraus
Die eine frönt dem Alkohol
Die andere dem Schießen
Während es im Keller ballert
Lässt die Nachbarschaft es fließen

2 Was sich daraus folgern lässt
Ist, dass dies zu Konflikten führt
Die jeder der Beteiligten
Zwanghaft immer weiter schürt
Jene schießen, weil das Saufen
Ihnen auf den Wecker geht
Die Trinker löten, da das Knallen
Nur erträglich ist, wenn’s dreht

3 Der Trinker hatte eine Tochter
Die er zärtlich Koma nannte
Während Ballermannes Sohn
Jedermann als Amok kannte
Es kam der Tag, der kommen musste
Da die Liebe hell erloht
Als nämlich Koma sturzbetrunken
Vom Balkon zu stürzen droht

4 Geistesgegenwärtig
Wirft Amok seine Knarre weg
Fängt Koma auf und hält sie fest
Verliebt sich vom Fleck weg
Auch sie, als sie erwachte
Ward von Amors Pfeil getroffen
Beide halten sich umfangen –
Er bewaffnet, sie besoffen

Bridge
Die Liebe ist eine Himmelsmacht –
Bei Tag, aber auch bei Nacht
Wobei zu präzisieren wär:
Bei Nacht noch mehr

5 Doch Amok und Koma
Sollten nicht zusammen kommen
Ihre Väter warn verfeindet
Und dagegen eingenommen
Der Ballermann stieg in den Keller
Und schoss wütend auf die Scheibe
Sein Nachbar lief blau an
Und marschierte in die Kneipe

6 So ergab sich für das Pärchen
Unvermutet eine gute
Praktische Gelegenheit
Der sturmfreien Bude
Sie erkannten, dass sie kongruent
Zueinander hießen
Da ihre Namen rückwärts sich
Wie vorwärts lesen ließen

7 Gleiche Nomen, gutes Omen
Und kein Grund zum Hassen
Komasaufen – Amoklaufen
Kann man demnach lassen
Wobei sich dann die Frage stellt:
Wohin mit dem Frust
Wenn sich die Spannung nicht entlädt
Wie sie eigentlich gemusst?

8 Des Trinkers Koma scheitert
An der Prohibition
Der Schütze stellt sein Feuer ein
Mangels Munition
Doch was aussieht hier, als sei’s
Vom Duo Sonn’schirm konstruiert
Ist weiter nichts als das
Was um uns Tag für Tag passiert

9 Komatrinker, Amokläufer
Sieb’neinhalb Milliarden
Die ein Leben lang vergeblich
Auf den großen Auftritt warten
Denn es ist vom Schicksalsgott
Nicht für alle vorgesehn
Am Rad zu drehn

Denn es ist vom Schicksalsgott
Im Normalfall vorgesehn
Am Stock zu gehn


Beckert/Wolff 19/03/2009

veröff. auf Duolektik (2010)

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